Vor fast 20 Jahren war ich das letzte Mal in der 1200 m hohen Nordwand des Gross Ruchen. Damals mit Josi im Sommer bei aperen Verhältnissen und mit Biwak auf der Brunnialp.
Da es den ganzen Dezember keinen Niederschlag gegeben hat, herrschen in vielen Wänden recht gute Bedingungen. Zeit also, dem Gross Ruchen wieder einmal einen Besuch abzustatten. Weil alle nur an der Sonne sportklettern wollten, ging ich die Sache im Alleingang an. Die Strasse von der Talstation der Sittlisalp-Luftseilbahn bis zur Brunnialp ist bewilligungspflichtig. Um nicht den ganzen Weg zu Fuss zurückzulegen, nahm ich für die erste Etappe das Bike. Im Moment kein Problem, da bis zu einer Höhe von 1700 m kein Schnee mehr liegt. Das eindrückliche Ambiente fasziniert auch nach 20 Jahren immer noch aufs Neue. Wild und einmalig schön ist es hier oben.
Die Wand selber präsentierte sich in recht guten Verhältnissen. Die Route war von 2 Seilschaften bereits vorgespurt. Die eigentliche Schwierigkeit liegt hauptsächlich in der Wegfindung. Im langen Rechtsquergang vom Einstiegsband bis zum sog. Forellensprung, einem im Sommer kleinen Wasserfall, gibt es gute und weniger gute Varianten. Bei richtiger Wegfindung übersteigt die Kletterei bis hier niemals den 3. Grad.
Ab dem Forellensprung traversiert man leicht ansteigend nach links, übersteigt eine kurze Stufe und quert dann sofort wieder schräg nach rechts hoch zur Mulde in Wandmitte. Danach legt sich die Wand aber zurück und man hält in schöner kombinierten Kletterei nach links auf eine ausgeprägte Rippe. Auf der Rippe angekommen, nahm der für diese Wand charakteristische Wind zu. Die vorher noch vorhandenen Spuren waren jetzt oft zugeweht und das Vorwärtskommen gestaltete sich zunehmend anstrengender. Die Wegfindung bleibt aber logisch. Die meisten Aufschwünge werden mal links, mal rechts umgangen. 2-3 Steinmänner helfen einem bei der Orientierung. Zu oberst traversiert man wieder nach rechts und gelangt anschliessend über das Ausstiegscouloir und ein Firnfeld zum Skidepot.
Der Abschnitt vom Ausstieg bis zum Gipfel verkam dann noch zum kleinen Konditest. Ohne Schneeschuhe oder Skis, immer wieder im Pulverschnee absaufend, so ziemlich ätzend.
Der Abstieg über die Ruchenchälen ging dann dafür wieder recht flott. Coole Tour!
Material:
Helm, 1 Pickel, Steigeisen.
Die Zeiten:
Brunnialp ab: 8.30 Uhr
Ausstieg aus der Wand: 12:00 Uhr
Brunnialp an: 15.00 Uhr
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