Rekognoszierungstour Scheideggwetterhorn Westpfeiler
von Marko Cupic
Titlis Nordwand - Lochblick 7a+
Pia und ich hatten Ausgang und so konnten wir uns ein Wellnesprogramm nach unserem Geschmack zusammenstellen. Nach einem Zustieg von 2h standen wir um 11.30 Uhr am Wandfuss. Vorgenommen hatten wir uns die Route 'Lochblick'. Die Tour wurde 2010 von meinem Kletterspezi Sämi Speck eingebohrt. Mit 7a+ gehört sie zu den einfacheren Routen in der Titlis Nordwand. Trotzdem sollte man die Kletterei nicht unterschätzen. Die Route zählt mit ihren 500 m zu den längsten in der Wand. Die Absicherung ist gut, überall, wo es schwierig und nötig ist, stecken Haken. Die Kletterei ist im ersten Drittel plattig an Löchern und erlaubt schnelles Vorankommen. Im 2. Drittel steilt die Wand auf und es folgen die Schlüsselstellen, die nie sehr anhaltend sind. Im obersten Drittel gehen die Schwierigkeiten zurück und man erreicht den Pfeilerkopf durch gestuftes Gelände neben dem Felsentor. Der Fels in der Route ist nicht überall sehr fest und verlangt überlegtes Klettern. Zudem müssen immer wieder kleine Schuttbänder überquert werden, wo vor allem beim Abseilen aufgepasst werden muss.
Fazit:
Coole Route für heisse Tage mit schönem Nordwandambiente. Danke Sämi fürs Einbohren!
Facts:
Material: 12 Express, 2 x 50 m Seile (besser 60m), keine Friends nötig
Route: 12 SL Schwierigkeit bis 7a+ (meistens 6a/b Gelände)
Zustieg: 2h ab Fürenalpbahn in Engelberg
Topo vom Erstbegeher oder Extrem Ost
Hohjägiburg via "Röhreni"
Unterwegs auf alten Wildheuerpfaden im wilden Urbachtal
Nach mehreren Abstechern diesen Herbst ins Urbachtal und angeregt durch einen überaus lesenswerten Bericht auf HIKR, entschied ich mich diesmal via Röhreni auf die Hohjägiburg 2638 m zu steigen.
Die Röhreni sind die obersten Grasbänder, die sich unter dem Burggrat durch die Urbachflanke hinziehen und die sich bis unter das Tennhorn fortsetzen. Früher wurden die Bänder von Wildheuern bewirtschaftet. Heute wird die Route nur noch selten begangen. Die Wegfindung und das Terrain sind anspruchsvoll und man findet nur spärliche Informationen zur Route. Wenn man solches Abenteuergelände mag, bietet die Route ein einmaliges Erlebnis in sehr wilder und abgeschiedener Atmosphäre.
Route 142 Von Osten über die Röhreni, Engelhorn Kletterführer, Kaspar Ochsner:
Vom Parkplatz beim Eingang ins Urbachtal bei Fahrverbot parkieren. Nun in steiler Wanderung auf gutem Wanderweg über Allenschwendi, Burgalp zur Alp Mad. Hier endet der markierte Weg.
Von der Alp Mad hoch über dem Urbachtal einem guten Hirtenpfad über Grasbänder in Richtung der Einstiege der Kletterrouten am Signal. Bei einer auffälligen, riesigen Felsnische geht es exponiert ums Eck (rostige Metallstangen und Seile). Nun horizonal ohne Höhe zu gewinnen in südwestlicher Richtung weiter dem Pfad folgen bis er sich bei (658'320/171'280) auf einer Höhe von 1770 m verliert.
Nun Beginn der Schwierigkeiten. Über Bänder links haltend hoch auf die oberen Grasbänder direkt unter den Einstiegen der Kletterrouten am Signal. Das obere Grasband wird 100 m westlich der auffallenden Fichte erreicht. Nun wieder auf einem guten Hirtenpfad weiter bis zur Quellmündung des Schellibachs, wo bis in den Herbst hinein Lawinenschnee liegt.
Über ein gutes Felsband gelangt man in die Geröllmulde bei (657’790/170’960) 1950 m. Nun in ausgewaschenem Fels II hoch klettern um eine obere Geröllterasse zu erreichen. Danach in südöstlicher Richtung, links haltend über Geröll zu einer gut sichtbaren Rippe, wo der weitere Routenverlauf sichtbar wird (657'648/170'576). Über ein Band exponiert unter grossen Überhängen in eine weitere Geröllmulde und weiter links hoch bis wieder ein Grätchen auf ca 2170 m erreicht wird. Diese Stelle (657'640/170'540) sollte man sich merken und darf im Abstieg nicht verfehlt werden.
Nun leicht links steil über Grashänge gerade hoch bis man auf ein dunkles, überhängendes Felsband (Schlafplatz der Gämsen) stösst. Man quert unterhalb der Überhänge nach links, bis man durch eine Rinne weiter hochsteigen kann. Nun immer in steilem Gras gerade oder rechts ausholend hoch bis man auf ca. 2300 m auf die kompakten grauen Felsen der Tennhorn Südwand stösst. Von nun an horizontale Querung nach links. 4 Rippen werden überschritten indem man immer an deren oberen Ende auffällige Scharten zu deren Überwindung nutzt. II-III/T5. So gelangt man in die Geröll- und Felsrinne unterhalb der Hohjägiburg Nordostflanke.
In der Rinne über Felsstufen etwas hochsteigen. Danach über Grasschöpfe und Fels in heikler Kletterei II-III/T6 leicht links haltend in Richtung einer Rippe durch die Nordostflanke der Hohjägiburg steigen. Zuletzt über den SE-Grat in nicht immer zuverlässigem Fels zum Gipfel.
Angetroffene Verhältnisse, 23.10.2021:
Ab Quellmündung Schellibach in den Schattenhängen immer wieder wenig Schnee und Wassereis.
Aufstieg:
1.5 – 2 h Parkplatz P. 792 – Alp Mad T2
3.5 h Alp Mad - Hoh Jägiburg T4-T6, III
Abstieg:
3h Siehe Aufstiegsroute
Schwierigkeiten
Lange, schwierige und oftmals auch heikle Tour.
T5-T6 bis Rinne unterhalb Hoh Jaägiburg, ab Rinne bis Gipfel T6/II-III
Material:
Bis 1770 m.ü.M. Trailrunningschuhe, danach Bergschuhe, evtl. würde in den steilen Grasflanken ein Pickel Sinn machen.